BEZIEHUNGSWEISE GERECHTIGKEIT-Herbsttour 2022

Bad Berleburg,

Zweimal im Jahr - einmal im Frühjahr, einmal im Herbst - geht Wunderwerkes interaktives Erlebnisformat BEZIEHUNGSWEISE GERECHTIGKEIT auf Tour. In der letzten Woche machte es daher an sieben Tagen Station in Bad Berleburg, Eschenburg, Emsdetten, Saerbeck und Witten.

In Bad Berleburg-Raumland fand dabei am 31. Oktober ein ganztägiger Veranstaltungstag für Konfirmandengruppen des Evangelischen Kirchenkreises Wittgenstein statt, der im Anschluss wie folgt auf den Tag zurückblickt (Text und Bilder mit freundlicher Genehmigung des www.kirchenkreis-wittgenstein.de):

Raumland. Ganz persönlich erzählte Martin Scott am Reformationstag im Raumländer Gemeindehaus aus seiner Schulzeit von einer Gruppen-Aktion, an der er als damals 16-Jähriger beteiligt war und die man früher einen Dummen-Jungen-Streich genannt hätte. Schnell gerieten er und zwei Kumpels in Verdacht: In Einzel-Befragungen hatten die zwei Anderen schriftlich alles gestanden, er selbst hatte niemanden - auch sich selbst nicht - verraten wollen und eine Lügengeschichte aufgeschrieben. Schlussendlich war er der Einzige, der der Schule verwiesen wurde. Und so fühlte sich Martin Scott von Gott und der Welt ungerecht behandelt. Die damaligen Geschehnisse konnten seine Zuhörerinnen und Zuhörer leicht nachvollziehen, denn in drei Gruppen lauschten ihm an diesem Tag insgesamt 90 Jugendliche aus dem kirchlichen Unterricht der Gemeinden Arfeld, Bad Berleburg, Birkelbach, Girkhausen und Raumland. Die Erzählung war der Vorspann für einen rund 90-minütigen Aufenthalt in der Ausstellung „Beziehungsweise Gerechtigkeit“, die von dem eingetragenen Verein „Wunderwerke“ aus Essen konzipiert wurde. Insgesamt warteten im Gemeindehaus 16 ganz unterschiedliche Stationen auf die Katechumenen und Konfirmanden, die sich hier allein, in Zweier- oder in Dreier-Gruppen mit dem großen Thema „Gerechtigkeit“ auseinandersetzen konnten.

Man konnte ganz anschaulich an einem T-Shirt lernen, wie wenig die Näherinnen daran verdienen, und an anderer Stelle hören, dass etwas höhere Preise bei uns ganz leicht eine viele gerechtere Entlohnung möglich machen würden. Man wunderte sich an einer anderen Station, wie ungleich im Kontinental-Vergleich der Reichtum an Menschen und Geld auf der Welt verteilt ist. Wenn man biblische Texte und aktuelle Berichte aus der Gegenwart in die richtige Verbindung brachte, dann ergab ein etwas anderes Puzzle auf seiner Rückseite eine klare Lebens-Empfehlung aus dem Buch Micha. Ein weiteres Wort von Micha fand sich an einer Station, an der sich Tränen der Schuld in Nullkommanichts in einer Wasserschale auflösten. Auf einer Waagschale galt es auszutarieren, wo es trotz allem Gottvertrauen die Aufgabe jedes Einzelnen ist, der Gerechtigkeit einen Weg zu bahnen. Außerdem konnte man sich an einem Telefon, die Lebensgeschichte zum Beispiel von Dietrich Bonhoeffer erzählen lassen. Und mittendrin drei Abstimmungsfragen: Bin ich politisch? Ist meine Konfirmanden-Gruppe politisch? Ist Gott politisch? Mit bunten Kugeln entweder für die Glasflasche mit der Aufschrift „Ja“ oder für die andere mit dem „Nein“ wurden drei Stimmungsbilder ermittelt.

Berit Nolting als Beauftragte für die Konfi-Arbeit im Wittgensteiner Kirchenkreis und Vikarin Carmen Jäger waren während der ganzen Zeit bei der Ausstellung, sie gaben hier und da Hilfestellung, weil manche Stationen - bei aller Anschaulichkeit - etwas komplizierter und herausfordernder sein konnten. Die Ernsthaftigkeit, mit der die allermeisten Jugendlichen die Stationen bearbeiteten, war dennoch in allen drei Gruppen deutlich zu spüren. Und so waren am Ende nicht nur die Pfarrerinnen Berit Nolting und Christine Liedtke, ihre Kollegen Jaime Jung und Dr. Dirk Spornhauer sowie Franzi Schneider vom Kompetenzzentrum für Kinder-, Jugend- und Familienarbeit mit dem Besuch bei „Beziehungsweise Gerechtigkeit“ sehr zufrieden. Auch viele Konfis hatten in diesem besonderen kirchlichen Unterricht möglicherweise etwas fürs Leben gelernt. Einfach, weil sie erstaunliche Fakten gehört hatten und weil sie nachgedacht hatten über Themen, die so manch einem Erwachsenen heutzutage viel zu anstrengend sind.

Jens Gesper, Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Evangelischen Kirchenkreis Wittgenstein

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